Die Digger
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...Diese Philosophie der Digger ergründete der Korrespondent des Radios „Stimme Russlands“ Rustam Karimow.
Der Hauptzweck der Digger-Tätigkeit bleibt heute derselbe wie während ihres ganzen Bestehens, es ist das Problem des historischen Ursprungs des eigenen Vaterlands. So sind die Diggers Schützer und Forscher der uralten Wurzeln der Welt und ihrer Zivilisationen. In der Bewegung entwickeln sich immer neue Richtungen, neue Ideen. Im Allgemeinen besteht die Aufgabe der Diggers im Schutz des Staats von Übergriffen auf das Erdinnere innerhalb seiner Grenzen, auf historische Geheimnisse, sowie im Schutz vor anthropogenen und geologischen Gefahren. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus ist es das Wichtigste, was die Diggers durch ihre Tätigkeit erreicht haben und womit sie sich auch weiterhin beschäftigen werden.
Eine weitere Rolle des Diggertums ist städtischer Sicherheitsschutz, Untersuchung der Umweltsituation in der Stadt, Vorbeugung sozialer, technogener und geologischer Katastrophen, ihre Abwehr in der allerersten Entwicklungsetappe, und zwar Vorbeugung von Einstürzen und Bodenbrüchen.
Gegenwärtig umfasst die Digger-Bewegung 15 Länder, darunter Russland, Deutschland, England, USA, Frankreich und andere. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt Deutschland, da gerade aus diesem Land die stärksten Digger-Traditionen hervorgegangen sind.
Über die Entstehung der Digger-Bewegung in Russland, über ihre Ausbreitung in der Welt erzählt Präsident des Zentrums für Untergrundforschung Diggers des Underground-Planeten, Leiter des Rettungsdienstes Digger-Spas Wadim Michajlow: «In die Ideen des Diggertums hat mich im Alter von 5-6 Jahren mein Vater Wjatscheslaw Michajlow eingeweiht, dem zum Andenken diese Bewegung in Russland auch gegründet wurde.
Alles begann mit Ausflügen in den Untergrund, weil er als Lok-Führer bei der U-Bahn arbeitete. Der Vater nahm mich mit in die Führerkabine, später auch in den Tunnel. Damals, in kommunistischen Zeiten, war es schwer durchzusetzen. So wurde ich von meinen Altersgenossen sehr beneidet, weil ich von der Führerkabine aus die Tunnels, den Wechsel von Dunkel und Licht, die Stationen sehen konnte. Ich hörte dem Vater zu, der mir die Untergrund-Philosophie mitteilte, die wir heute zu einer so großen, umfassenden, vollkommenen Idee vom Untergrund entwickelt haben. Er sagte: “Sohn, merke dir, es gibt Licht am Ende eines jeden Tunnels, und das ist das Licht der Wahrheit”.
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Mit 12 Jahren, als ich den Vater verloren hatte, machte ich meinen ersten Ausflug sozusagen ins Moskauer Verlies. Das tat ich direkt von Zuhause aus, einem alten Gebäude im Stile der Stalinarchitektur am Leningradskij Prospekt, das mit der U-Bahn-Station Belorusskaja der Radiallinie verbunden war. Mit Fackeln aus Zeitungen einander Feuer reichend, da es damals noch keine Taschenlampen gab, gelangten wir, eine Gruppe von Jungs, in den U-Bahn-Tunnel. Wir konnten sehen, dass es hinter den blechernen Wagenwänden eine unübersehbare Welt gab, von der mein Vater gesprochen hatte. Überhaupt wuchsen in der UdSSR inoffizielle Digger-Bewegungen,die Beziehungen zwischen ihnen wurden immer stärker. Nach dem Untergang dieses Riesenstaats behielten wir doch Freunde und Nachfolger. Schüler gab es zwangsläufig. Uns schlossen sich Studenten der Patrice-Lumumba-Uni an, Ausländer von anderen Hochschulen, die später, als meine Freunde, eigene Digger-Gruppen organisierten, die den Geist der Bewegung bewahren. Sie unterstützen unsere Bewegung auch heute und verstehen, dass hier in Russland, in Moskau, im Herzen des russischen Geheimnisses, die Alma Mater des modernen Diggertums ist.»
Die Diggers sind eine inoffizielle Bewegung. Deshalb planen sie für die nächste Zukunft eine Institutionalisierung und ein Treffen mit Gleichgesinnten aus anderen Ländern. Natürlich möchten die Moskauer Digger durchsetzen, dass dieses Treffen ausgerechnet in Russland stattfindet. Parallel zu soliden Diggers gibt es auch “falsche Diggers”, die auf die Bewegung ein schlechtes Licht werfen, da sie sich das Ziel gesteckt haben, in strategische Systeme des eventuellen Staats einzudringen. Die Gründerväter der Bewegung bekämpfen sie und haben trotzdem vor, sich bald mit ihnen zu vereinigen, um die so genannten “falschen Diggers” unter Kontrolle eines einheitlichen Zentrums zu stellen. Denn der Diggerbewegung wurde eine sehr gute, groß angelegte erzieherische Idee zugrunde gelegt. Von Diggern wurde bereits eine Reihe von Vorhaben in Gang gesetzt und implementiert, sowohl im Kultur- als auch im Forschungsbereich, die für sich intensiv entwickelnde Städte von Bedeutung sind. So sind nämlich die Diggers von heute.
In ihrer Tätigkeit stoßen die Diggers oft auf unterschiedliche Hindernisse. Weltweit, einschließlich Russland, haben sie keine Probleme mit Staatsbehörden, mit den lokalen Behörden entstehen dagegen regelmäßige Konflikte. Man muss annehmen, dass lokale Beamte ihre Fehler zu verbergen suchen und den sichersten Ort dazu unter den Füßen der Bürger finden.
Die Diggers sind vor allem Beobachter, trotzdem schützen sie die Sicherheit der Bürger, helfen Sozialprobleme lösen. Die Diggers organisieren Feste im Untergrund, obwohl das alles jetzt verboten ist. Sie laden trotzdem bekannte Persönlichkeiten ein, um zu zeigen, dass der Untergrund eine Basis für Alles bildet, was sich oben befindet. Im Untergrund sind alle einig. Zu den Gästen der Digger gehörten Jurij Lushkow, Jegor Gajdar, viele bekannte Schauspieler.
Vor kurzem kam Bobby McFerrin, der zusammen mit dem Leader der Digger-Bewegung Wadim Michajlow einen Digger-Blues sang. Auch das Theater von Wiktjuk besuchte den Untergrund, hier fanden Dichterabende statt… Das heißt, die Diggers sind kreative Menschen, die sich kontinuierlich weiterentwickeln.
Was kommt weiter? Einstürze und Bodenbrüche passieren ja sowieso. Welche Folgen davon haben die Stadteinwohner zu erwarten? Wadim Michajlow antwortete auch auf diese Frage: „Seismologen machen uns auf interessante Vorgänge aufmerksam, die mit einer Verschiebung des Erdinneren zu tun haben. Geotektonische Verschiebungen vollziehen sich weltweit, wir sind ins 21. Jahrhundert eingetreten, ein Jahrhundert gewaltigster Katastrophen. Auch das geologische Feld hat sich verändert, in der Erde vollziehen sich globale destruktive Veränderungen, wahrscheinlich bekommen sie als erste Geologen, Speleologen und Diggers zu spüren. Kann sein! Bisher ist aber kein Mensch in solche Tiefen hinabgestiegen. Darum wird die Seismologie noch ein Wort mitzureden haben in diesen unberechenbaren, unvorhersehbaren und doch zuweilen im voraus zu berechnenden Situationen. Schade, dass es recht schwer fällt, die Beamten zu zwingen, sich auf potenzielle Katastrophen vorzubereiten, weil große Ausgaben damit verbunden sind. Was Städte anbetrifft, so beobachten wir dort geologisch und technisch bedingte, aber auch rein technogene Prozesse, die zusammen mit außerirdischen seismischen Anomalien allerlei Baugliedspannungen verursachen können, Gebäude zerstören, Brand auslösen, Stromausfall und Störungen in Stromnetzen bewirken.“
Am 24. April feiert die Digger-Bewegung ihr Jubiläum. 30 Jahre unterirdische Arbeit, 30 Jahre Forschung, Hilfe, Rettung. Ihre Tätigkeit bleibt für uns “überirdische Bürger” unsichtbar, da sie unter der Erde, in schwer zugänglichen Bereichen verborgen ist. Wir wollen an ihren Erfolg und Weiterentwicklung glauben. Wer, wenn nicht die Diggers, soll uns an der Grenze zwischen der Oberfläche und dem Erdinneren betreuen?
(Quelle: http://www.russland.de/index.php/reportagen/reportagen_artikel/die_diggers)
Internetseite eines Diggers in Moskau:
http://moscowhite.livejournal.com/85202.html
http://moscowhite.livejournal.com/177291.html
http://blog.photo-reverse.com/post107112582/
http://blog.photo-reverse.com/post105770902/
http://blog.photo-reverse.com/post95493616/
http://blog.photo-reverse.com/post86484220/
http://blog.photo-reverse.com/post84527226/